Kirchengemeinde unterstützt entwicklungspolitisches Jahr

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Kirchengemeinde unterstützt entwicklungspolitisches Jahr

Entwicklungspolitisches Jahr: So erlebt es ein Teilnehmer

Don Mumbere Wambereki nimmt seit Anfang Mai am entwicklungspolitischen Jahr der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) teil. Der junge Mann aus dem Kongo lebt und arbeitet in der Evangelischen Kirchengemeinde der Stiftung Tannenhof in Remscheid. Diese Begegnung ist ein Glücksfall – für beide Seiten.

Am ersten Abend in Deutschland klopfte Don Wambereki irritiert auf seine Armbanduhr. „Ich dachte, sie sei vielleicht stehen geblieben“, sagt der 25-Jährige und dann grinst er fröhlich. Die Zeiger hätten auf 20 Uhr gestanden und draußen sei es noch taghell gewesen. „Ich wusste nicht, dass es so einen Ort wie hier gibt“, sagt er dann und erzählt von seiner Heimat. Im Kongo wird es um 18 Uhr dunkel. Von jetzt auf gleich. Keine Dämmerung, keine Ankündigung und kein Jahresverlauf, der sich verändert. „Die Nacht ist hier so kurz“, stellt Don Wambereki fest. Und dann schaut er sich auf der großen Anlage in der Stiftung Tannenhof  um: „Eigentlich ist hier alles ganz anders als Zuhause. Aber es ist wunderschön.“

Kirchengemeinde unterstützt entwicklungspolitisches Jahr

Am 3. Mai landete das Flugzeug mit Don Wambereki an Bord in Deutschland. Eigentlich hatte der 25-Jährige schon einen Monat früher in Remscheid ankommen wollen, aber die Ausstellung des Visums brauchte Zeit. Also begann er sein entwicklungspolitisches Jahr einen Monat später als die anderen 14 jungen Frauen Männer aus Afrika und Asien, die sich mit der Vereinten Evangelischen Mission (VEM)  für ein Jahr lang auf den Weg nach Europa machen. Pfarrer Uwe Leicht und die Evangelische Kirchengemeinde der Stiftung Tannenhof in Remscheid hatten bereits alles für Don Wambereki vorbereitet – eine kleine Wohnung auf dem Gelände der Stiftung, ein europäisches Handy, Termine mit den Verantwortlichen der Stiftung. „Wir empfinden dieses Programm auch als eine tolle Chance für unsere Gemeinde und die Menschen hier bei uns im Tannenhof“, sagt Pfarrer Leicht, der auch geistlicher Leiter der Stiftung Tannenhof ist. Zum ersten Mal beteiligt sich die Kirchengemeinde der Stiftung an dem Süd-Nord-Freiwilligenprogramm  der VEM. „Wir finden, dass es gut zu uns passt“, sagt Leicht. Schließlich begegnen sich in der Psychiatrischen Fachklinik Menschen aus vielen Ländern dieser Welt und ganz verschiedenen Bevölkerungsgruppen, erzählt Pfarrer Leicht.

Don Wambereki freut sich als studierter Psychologe über Einsatz bei der Stiftung Tannenhof

Don Wambereki kann es gelegentlich noch nicht ganz glauben, wie gut wiederum dieser Einsatzort zu ihm passt: „Ich habe im Kongo Psychologie studiert“, erzählt er und berichtet von einem Programm für geistige Gesundheit, das er in seiner Heimat Goma mit aufgebaut hat. „Dieses Thema hat im Kongo viel mit der Geschichte unseres Landes zu tun“, sagt er. Psychologie sei nicht sehr bekannt gewesen. „Obwohl viele der Menschen dramatische Lebensgeschichten haben“, sagt er. Inzwischen seien die Möglichkeiten, die die Psychologie biete, auch den Menschen in seiner Heimatstadt viel vertrauter. „Es hilft, sich selbst zu verstehen und dann einen Weg zu finden, damit umzugehen“, fasst er seine Erkenntnis zusammen. Und weil auch das Team der Stiftung Tannenhof um die Kraft psychologischer Unterstützung weiß, passe dieser Ort so gut zu ihm. „Ich bin sehr glücklich, dass ich nun ein Jahr lang hier Erfahrungen sammeln darf“, sagt er.


Don Wambereki hat Psychologie studiert.

Stiftung Tannenhof bietet einen tiefen Einblick in den Alltag der Einrichtung

Das Team im Tannenhof ermöglicht dem Freiwilligen aus dem Kongo nun einen Einblick in die verschiedenen Felder: Der ärztliche Direktor der Stiftung hat Don Wambereki die Teilnahme an ärztlich-psychologischen Fortbildungen zugesagt. Der 25-Jährige ist in vielen Teams als Beobachter mit dabei, er besucht die Diakonenschule am Standort. Und in der Kirchengemeinde übernimmt er momentan noch vor allem die Aufgaben des Küsters. „Durch seinen Einsatz können wir die Kirche wieder jeden Tag öffnen“, erzählt Pfarrer Leicht und deutet auf das stattliche Gebäude gegenüber des Mutterhauses. Don Wambereki fühlt sich wohl an diesem Ort. „Er erinnert mich an meinen eigene Gemeinde“, sagt der 25-Jährige. Sein Vater arbeitet als Pastor in Goma, er selbst ist in der Kinder- und Jugendarbeit seiner Gemeinde aktiv und spielt Gitarre und Klavier. Als er seinen Eltern von dem Programm der VEM erzählte, hätten sie den Kopf geschüttelt: „Das ist viel zu weit weg“, hätten sie ihm erklärt. Aber der 25-Jährige machte sich trotzdem auf den Weg nach Europa. „For the very first time“, sagt er. Zum allerersten Mal.

Freiwillige tauschen sich aus und bereiten sich gegenseitig auf Dienst vor

„Die größte Herausforderung ist jetzt noch die Sprache“, ergänzt er dann. Es habe dank der VEM eine ausführliche Vorbereitung auf das Freiwilligenprogramm gegeben – er habe viel über die Kultur gelernt, sei anderen Freiwilligen begegnet und mit „Volunteers“ vergangener Jahre ins Gespräch gekommen. Und er habe auch erste Lektionen der neuen Sprache durchgenommen. Jeden Tag versteht er etwas mehr und jeden Tag traut er sich selbst ein paar neue Worte zu. „Ich schaue mir das deutsche Kinderprogramm im Fernsehen an und nehme am Online-Sprach-Kurs teil“, erzählt er. Und schließlich könne er fragen, wenn er etwas nicht verstehe – Don Wambereki spricht fließend Englisch und Französisch. Mit der neuen Sprache öffnen sich nun auch zunehmend Möglichkeiten der Mitgestaltung in der Gemeinde.

Fazit fällt schon jetzt positiv aus

„Schon jetzt hat mich diese Zeit hier verändert. Mein Denken und mein Sein“, sagt Don Wambereki. Er stehe im ständigen Austausch mit dem psychologischen Programm in seiner Heimat. „Und ich bin sicher: Die Zeit hier wird mir helfen, noch besser für die Menschen in meiner Community da zu sein.“ Er beobachte, habe schon viel gelernt und fühle sich auch bestätigt darin, wie wichtig diese Arbeit sei. „Wer von verrückt spricht, der hat keine Ahnung“, sagt er, „hier geht es um eine Krankheit und um die Möglichkeit, Probleme auch zu lösen.“ Darüber hinaus lernt Don Wambereki viel über deutsche Kultur. Die Menschen seien sehr beschäftigt in Deutschland. Sie würden wenig reden, hat er festgestellt. „Und sie mögen Bier“, sagt er und lacht, „das ist in unserem Land gar nicht legal.“ Und dann die Sache mit dem Wetter: „Aber ich mag es inzwischen, dass es früh hell wird“, sagt er.

Pfarrer lernt, wie europazentriert auch der Glaube in Deutschland oft ist

Auch Pfarrer Uwe Leicht hat in den vergangenen gemeinsamen Wochen schon manch eine Erkenntnis gewonnen. „Dieses Programm bietet auch mir eine Lernchance“, sagt der Pfarrer, „es verändert meine Perspektive.“ Er habe entdeckt, wie europazentriert der Glaube in Deutschland oft sei. „Meine Art zu glauben, ist von dem Ort abhängig, an dem ich aufwachse“, hat Leicht erkannt. Den blonden Christus in seiner Kirche auf dem Stiftungsgelände sieht er jetzt mit anderen Augen. „Das ist nur ein Bild“, sagt währenddessen Don Wambereki, „wir sind Menschen, wir machen uns Bilder“. Was er bei dieser Abbildung empfinde? „Es ist nicht wichtig, wie er aussieht“, sagt der 25-Jährige, „es ist wichtig, wer er ist.“

Text und Fotos: Theresa Demski
Dieser Beitrag erschien auf der Homepage der Rheinischen Landeskirche. Vielen DANK für die freundliche Abdruckerlaubnis.

Das Foto zeigt Don Wambecki (rechts) mit Uwe Leicht, dem geistlichen Vorstand der Stiftung Tannenhof.

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