Jesus: der Urheber der Freiheit der Kinder Gottes

Jesus: der Urheber der Freiheit der Kinder Gottes

Jesus: der Urheber der Freiheit der Kinder Gottes

# Wir in der Welt

Jesus: der Urheber der Freiheit der Kinder Gottes

„Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht“ (Evangelium nach Johannes, Kapitel 12, Vers 24).

Der kommende Sonntag, der die Mitte der Passionszeit markiert, heißt traditionell ‚Laetare‘, also: ‚Freue Dich‘! – Die Verbindung zwischen der Erinnerung an das Leiden und das qualvolle Sterben eines Menschen einerseits und dem Aufruf zur Freude anderseits erscheint auf den ersten Blick anstößig. 

In dem oben zitierten Bibelwort lässt der Vierte Evangelist jedoch Jesus selbst diese Verbindung herstellen: Um seine ihm von Gott gesetzte Bestimmung zu erfüllen, muss er selber als menschliche Person ganz und gar zunichtewerden. So deutet er sein Sterben als freie, rückhaltlose Selbsthingabe. Er hat seine Botschaft nicht allein in Worten ausgerichtet, sondern ist mit seinem gesamten Leben für sie eingestanden. Und erst sein freiwilliges Sterben gibt dieser Botschaft ihren letzten Ernst. Durch sein Sterben wird er für die, die sich auf ihn einlassen, zum Weg, zur Wahrheit und zum Leben. 

Trotzdem: Der Gedanke daran, dass ein Mensch sich um eines bestimmten Zwecks willen ganz und gar aufgibt, widerstrebt uns. Sicher, ein Weizenkorn erfüllt seine Bestimmung genau darin, dass es im Kreislauf des Werdens und Vergehens neues Leben hervorbringt und dabei restlos verschwindet – so wie alle anderen Pflanzen und Tiere auch. Aber wir Menschen? 

Nun, wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass es sich mit uns nicht anders verhält, weil und sofern wir gemeinsam mit allen Pflanzen und Tieren ins Reich der Natur gehören und dessen Gesetzen unterworfen sind. Aber Jesus spricht uns darauf an, dass wir eben noch mehr sind als Naturwesen, auf einer qualitativ anderen Stufe stehen als Pflanzen und Tiere. 

Wir sind, anders als sie, nicht restlos bestimmt durch die in uns liegenden Gesetzmäßigkeiten der Natur, sondern wir sind mit dem Bewusstsein der Freiheit begabt. Dieses Bewusstsein der Freiheit weckt Jesus gleichsam auf, wenn er uns auf die Liebe zu Gott und zum Nächsten als den Sinnkern und Leitstern unseres Lebens anspricht. Er selbst hat die Gottes- und Nächstenliebe lebendig verkörpert, und er hat sie im Sterben bewährt. 

Er hat sich dabei über das Gesetz der Selbsterhaltung hinweggesetzt: Und genau darin hat er den ihm von Gott selbst gesetzten wahren Sinn und den wahren Zweck seines Lebens verwirklicht. 

Paulus, unter den Zeitgenossen Jesu derjenige, der ihn besser als alle anderen verstanden hat, hat ihn deshalb als Urheber der Freiheit der Kinder Gottes bezeichnet: Jesus eröffnet uns als Menschen, die sich auf ihn einlassen, eine Sicht unserer selbst, die uns in diese Freiheit einlädt und uns zugleich die kreatürliche Gebundenheit unseres Lebens akzeptieren lässt. Sie ist nicht Gottes letztes Wort über uns. So ist es zu verstehen, wenn das Johannesevangelium Jesus an einer anderen Stelle über sein Sterben sagen lässt „Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten“ (Kapitel 14, Vers 2). 

Prof. Dr. Martin Ohst, Ev. Kirchengemeinde Lennep

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