02/07/2024 0 Kommentare
Was uns der Schriftsteller Erich Kästner gerade heute lehrt
Was uns der Schriftsteller Erich Kästner gerade heute lehrt
# Wir in der Welt
Was uns der Schriftsteller Erich Kästner gerade heute lehrt
Emil, Gustav und Pony trauen sich etwas. Emil war am Bahnhof Zoo Geld gestohlen worden.
Er und seine Freunde werden Detektive und verfolgen den Dieb quer durch Berlin. Am Ende sind es die Kinder, die einen gefährlichen und gesuchten Bankräuber überführen können.
Eine neue Art von Kinderbuch war das, als „Emil und die Detektive“ 1929 erschien. Humor mischt sich mit Abenteuer und auch mit einem feinen Blick auf ein bestimmtes Milieu. Ganz anders also als Märchen oder moralisch geprägte Bücher wie der Struwwelpeter. Am 23. Februar vor 125 Jahren kam der Schriftsteller Erich Kästner in Dresden zur Welt.
Kästners Werke regten zum Hinschauen an
Seine Werke waren anders, regten durch ihre Gesellschaftskritik dazu an, genau hinzuschauen – vielleicht gerade dahin, wo es unübersichtlich und dunkel wurde. Seine regimekritischen Schriften fielen bald den Nationalsozialisten ins Auge. Im Mai 1933 wurden die Werke Erich Kästners als „undeutsch“ diffamiert und öffentlich verbrannt.
Auch heute treibt viele Menschen der Aufstieg der Rechtsextremen um
Während andere regimekritische Autoren emigrierten, blieb Kästner nach 1933 in Deutschland, schrieb weiter unter einem Pseudonym, bezeichnete sich selbst als einen „Chronisten der Ereignisse“. In diesen Tagen gehen viele Menschen auf die Straße. Viele Sorgen treiben sie um. Bleibt die Pressfreiheit? Darf man bald noch sagen, was man denkt?
In Gottes Menschenbild sind alle gleich würdig
Darf man noch lieben, wen man will? Darf ich meinen Glauben, meine Religion noch offen leben? Darf ich wählen, wem ich vertraue und wen ich wählen möchte? Heute müssen wir genau hinschauen, auch dahin wo es unübersichtlich und dunkel wird, wenn wir all diese Freiheiten erhalten wollen. Denn der Demokratie liegt ein Menschenbild zugrunde und das gründet sich darauf, dass Gott alle Menschen gleich wertvoll und gleich würdig gedacht hat.
Erich Kästners Bücher fielen Verbrennungen zum Opfer
Antisemitismus, wie Kästner ihn erlebte, widerspricht diesem Menschenbild zutiefst. Auch dagegen gehen viele auf die Straße. Kästner wohnte der Verbrennung seiner Bücher bei. Sah zu, wie seine zu Worten gewordenen Gedanken den Flammen zum Opfer fielen.
Er schaute hin. Manchmal muss man dem Hass vielleicht ins Gesicht sehen, um wirklich und endlich zu begreifen.
Annette Cersovsky ist Pfarrerin in der Stadtkirchengemeinde von Remscheid. Der Beitrag erschien in der Reihe "Wir in dieser Welt" in der Tageszeitung rga.
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