Was Schulnoten mit Kirchenaustritten zu tun haben

Was Schulnoten mit Kirchenaustritten zu tun haben

Was Schulnoten mit Kirchenaustritten zu tun haben

# Wir in der Welt

Was Schulnoten mit Kirchenaustritten zu tun haben
Am Freitag gibt es Zeugnisse und damit verbunden die Diskussionen: Was sagen Noten über eine Person aus? 

Sollen wir Schülerinnen und Schüler nach ihren Noten menschlich bewerten oder sind sie unabhängig von ihren jeweiligen Noten zu sehen? Aus Erfahrung weiß ich, dass nach dem Halbjahreszeugnis zu-hause unterschiedliche Szenarien ablaufen: Lob und Prämien für gute Noten oder massiver Ärger und Streit bei schlechten Noten. Beratungsstellen berichten an diesen Tagen von häufiger Frequentierung. Für mich sagen schulische Noten etwas aus über erbrachte Leistungen, aber über die jeweiligen Personen geben sie nur beschränkt Auskunft.

Ein Schüler bzw. eine gute Schülerin mit guten Noten wird nicht automatisch  zu einem besseren und der Schüler bzw. die Schülerin mit schlechten Noten zu einem schlechteren Menschen.

Doch wir sollten akzeptieren, dass Noten auf die berufliche Entwicklung eines Menschen einen entscheidenden Einfluss nehmen. Wer beruflich erfolgreich sein will, muss  sich der Benotung Anderer stellen. Wer dies ablehnt, stellt Realität in Frage. Doch nicht nur in Schule wird regelmäßig benotet: Schon beim Einkaufen sprechen wir oft unbewusst eine Bewertung aus. Auch im kirchlichen Bereich finden sich derartige Mechanismen: Wer Veranstaltungen besucht, drückt durch seine Teilnahme eine positive Erwartung aus.

Wer nicht hingeht, signalisiert häufig Desinteresse. Der Kirchenaustritt ist die schlechteste Note, die vergeben wird, und muss daher  ernster genommen werden als dies bisher der Fall ist.

Ähnlich wie Sorgentelefone bei schlechten Zeugnissen angerufen werden, sollte Kirche selbstkritisch darüber nachdenken, wie sie mit Menschen, die sich von ihr tren-nen wollen, zukünftig umgeht. 

Bei Schülerinnen und Schülern überlegen wir, wie wir sie zukünftig fördern und motivieren können, um damit den schulischen Misserfolg zu verhindern. Kirche steht mit solchen Überlegungen noch ganz am Anfang. Sie muss Mechanismen entwickeln, um auf solche negativen Bewertungen  reagieren zu können, um so Austritte zu verhindern.    

Friedhelm Haun, Synodalbeauftragtert für Erwachsenenbildung und Weltanschauungsfragen im Kirchenkreis Lennep

Der Beitrag wurde geschrieben für die Freitags-Kolumne "Wir in dieser Welt" in der Tageszeitung rga.

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