"Wie wär’s, wenn wir das auch mal versuchen?"

"Wie wär’s, wenn wir das auch mal versuchen?"

"Wie wär’s, wenn wir das auch mal versuchen?"

# Wir in der Welt

"Wie wär’s, wenn wir das auch mal versuchen?"

„Komm rüber!“- Klingt einladend. Ein freundliches Zeichen ihrer Nachbarin. Schon lange wohnen die beiden Tür an Tür und begegnen sich manchmal auf dem Flur. Eigentlich wissen sie kaum etwas voneinander. Das Angebot kommt ziemlich überraschend für sie. 

Sie ist hin- und hergerissen: „Will ich die Einladung annehmen? Oder doch lieber für mich sein? Keine Verpflichtung eingehen. Schwierige Frage. Wenn ich der Einladung folge, muss ich mich auf meine Nachbarin einlassen und auch etwas von mir preisgeben. Will ich das? Oder doch besser auf Abstand bleiben.“

Diese Gedanken bewegen die alleinstehende Frau. Seit Corona hat sie sich immer mehr in die eigenen 4 Wände zurückgezogen und Kontakte gemieden. Sie gehört zu den 8 Millionen Menschen in Deutschland, die von sich sagen, dass sie einsam sind. Jede 10. Person fühlt sich oft oder sehr oft einsam. Und das unabhängig vom Alter.

„Komm rüber!“- So lautet das Motto der diesjährigen Fastenaktion „Sieben Wochen ohne Alleingänge“. Seit fast 40 Jahren lädt die evangelische Kirche dazu ein, die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern ganz bewusst zu erleben und zu gestalten. Anfangs ging es um den Verzicht auf Genussmittel wie Süßigkeiten, Fleisch, Alkohol und Zigaretten. 

Im Lauf der Jahre haben sich die Themen verändert hin zur Auseinandersetzung mit festgefahrenen Einstellungen und Verhaltensweisen, die uns nicht guttun.

Totaler Rückzug und Einsamkeit tun niemanden gut. Das hat die freundliche Nachbarin gespürt. 

Wie wär’s, wenn wir das auch mal versuchen und uns in den kommenden Wochen bis Ostern gegenseitig einladen, um miteinander ins Gespräch zu kommen und zu sehen, wie unsere Nachbarin, unser Nachbar so lebt und zu hören, was ihn oder sie bewegt. 

Ich möchte die Frau, die sich einsam fühlt, dazu ermutigen: „Nimm die Einladung an und komm rüber ins Leben!“

Susanne Peters-Gößling, Pfarrerin in der Ev. Kirchengemeinde Lennep

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